Klimakterium/Hormone, Behandlung von Wechselbeschwerden

Angebot in der Ordination:

  • Bei Bedarf Hormonbestimmungen
  • Hormonersatz: Beratung und Durchführung
  • Zuweisung  zur Knochendichtemessung zur Früherkennung und Behandlung einer Osteoporose
  • alternative Behandlungsmöglichkeiten (Akupunktur, Homöopathie etc)in der Gemeinschaftspraxis


Allgemeine Information:

Der Zyklus:

Der Zyklus einer Frau hat zwei Phasen, die Follikelphase (hier reift das Eibläschen). Die Lutealphase (Gelbkörperphase). Die Follikelphase beginnt mit der Monatsblutung. Bis zur Zyklusmitte steigt die Östrogenbildung in Ihrem Körper an und sorgt dafür, dass Ihre Gebärmutterschleimhaut aufgebaut wird. Zwischen dem 12. und 16. Tag findet der Eisprung statt, gleichzeitig setzt die Bildung des Gelbkörperhormons und damit die Lutealphase ein. Das Gelbkörperhormon sorgt dafür, dass sich Ihre Gebärmutterschleimhaut aufbaut, so dass sich das befruchtete Ei einnisten kann. Bleibt das Ei jedoch unbefruchtet, sinken die Östrogen- und Gelbkörperhormonspiegel ab und die Menstruation setzt ein. Während der Menstruation werden die oberen Schichten der Gebärmutterschleimhaut abgestoßen und ein neuer Zyklus beginnt.

Das Klimakterium

Die Wechseljahre sind kein plötzlich eintretendes Ereignis, sondern ein Prozess, der sich über Jahre hinzieht. Die Hormone, die den weiblichen Zyklus steuern, werden in immer geringeren Mengen erzeugt. Die Regelblutung wird zunächst oft unregelmäßig, bis sie ganz ausbleibt. Die Zeit um die letzte Blutung herum nennt man Wechseljahre oder auch Klimakterium.

Akupunktur

Die typischen klimakterischen Beschwerden  nach ihrer Häufigkeit:

Reizbarkeit 92%, Schlafstörungen 51%, Antriebsschwäche 88%, Gliederschmerzen 48%, Depressionen 78%, Herzjagen 44%, Kopfschmerzen 71%, Weinkrämpfe 42%, Hitzewallungen 68%, Völlegefühl 37%, Vergesslichkeit 64%, Dysurie 20%, Gewichtszunahme 61% , Libidoverlust 20%

Hitzewallungen

Hormonelle Schwankungen beeinflussen auch die vegetativen Gehirnzentren, die für Körpertemperatur und Kreislauf zuständig sind. Dies führt dann zu Hitzewallungen. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an die veränderten Bedingungen des Hormonhaushalts und die Hitzewallungen werden schwächer und legen sich schließlich ganz. Jede Frau empfindet Hitzewallungen anders – während sie bei einer Frau schwach sind und nur über Monate anhalten, quälen sie andere Frauen sehr stark über Jahre.

Hitzewallungen treten meist als starkes Wärmegefühl, ausgehend von Brust oder Hals auf. Viele Frauen schwitzen schlagartig aus allen Poren. Auf der Oberlippe, der Stirn und im Nacken sind Schweißperlen deutlich sichtbar. Mit Hilfe des Schweißes versucht der Körper die Hauttemperatur abzusenken. Die dadurch entstehende Verdunstungskälte ruft ein leichtes Frösteln hervor. Während einer Hitzewallung erhöht sich auch die Herzfrequenz, Sie werden dies als starkes Herzklopfen empfinden. Begleitet werden Hitzewallungen von Rötungen im Gesicht, Hals und Dekolleté. Nach wenigen Augenblicken ist die Wallung vorbei.

Psychische Beschwerden

Oft sind Frauen aufgrund der körperlichen und seelischen Veränderungen während der Wechseljahre nervös, ängstlich und traurig. Diese Symptome gehören zu den sogenannten depressiven Verstimmungen, die nicht mit Depressionen zu verwechseln sind. Oft gehen diese Verstimmungen mit Reizbarkeit, Leistungseinschränkung, Konzentrationsschwäche, Aggressivität und Müdigkeit einher. Diese Symptome sind bedingt durch den allgemeinen Umbruch, den viele Frauen während dieser Zeit erleben. Die Kinder verlassen das Elternhaus, die eigenen Eltern werden vielleicht pflegebedürftig – Sie tragen all diese Belastungen und müssen sich damit auseinandersetzen. Zu dieser Ungewissheit und den Zukunftsängsten kommt noch der Hormonmangel, der maßgeblich zu psychischen Verstimmungen beiträgt. Insbesondere der Mangel des stimmungsaufhellenden Hormons wird spürbar. Daher hat eine Hormonersatztherapie bei vielen Frauen zu einer Verbesserung der Verstimmungen geführt.

Herz-Kreislauf-System

Die Anzahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle steigt bei Frauen über 50 Jahren stark an. Vor den Wechseljahren stellen die Östrogene einen natürlichen Gefäßschutz dar, denn sie sorgen u.a. für die Elastizität der Gefäße. Durch die Abnahme der Östrogenproduktion während der Wechseljahre läßt auch der Schutz nach. Auch die Blutfette sind betroffen, denn das „gute“ HDL-Cholesterin sinkt, das „schlechte“ LDL-Cholesterin steigt. Dadurch erhöht sich das Risiko von Ablagerungen an den Gefäßwänden, die Gefäße verengen sich. Neue Studien weisen aber trotzdem auf ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko unter Hormoneinahme hin.

Knochen

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, einen Knochenbruch zu erleiden, stark an. Typische Knochenbrüche, z.B. an den Wirbelkörpern, können auch ohne Gewalteinwirkung auftreten und führen zu starken Rückenschmerzen, oder zu einer gebeugten Haltung, dem sogenannten „Witwenbuckel“. Warum leiden viele Frauen unter dieser Krankheit, der „Osteoporose“? Bereits ab dem 35. Lebensjahr geht die Knochendichte jährlich um einen kleinen Prozentsatz zurück, in und nach den Wechseljahren sinkt die Knochendichte noch stärker. Das Resultat ist, dass die Stabilität Ihrer Knochen gefährdet ist und diese leichter brechen.

Was können Sie tun, um dem Knochenabbau vorzubeugen? Essen Sie kalziumreiche, Vitamin D-haltige Nahrung. Täglich eine Stunde an der frischen Luft genügt, um UV-Strahlung über Gesicht und Hände aufzunehmen, damit bildet der Körper die Vorstufe des stoffwechselwirksamen Vitamin D. Bleiben Sie körperlich aktiv.

Die Schleimhäute

Der sinkende Östrogenspiegel während der Wechseljahre kann dazu führen, daß Ihre Schleimhäute leicht austrocknen. Sie werden vielleicht bemerken, daß sich die Mundschleimhaut leichter entzündet und der Zahnersatz nicht mehr so perfekt sitzt wie vorher. Oder Sie vertragen plötzlich Ihre Kontaktlinsen nicht mehr so gut. Auch die Scheidenschleimhaut wird empfindlicher, trockener und damit anfälliger für Infektionen. Wenn Sie beim Wasserlassen plötzlich Schmerzen verspüren, kann das auch an der Trockenheit der Schleimhäute liegen.

Chronologie des Hormonmangels:

Progesterondefizit :  40. – 50. Lebensjahr, Östrogendefizit :   45. – 53. Lebensjahr, Androgendefizit : 55. – 65. Lebensjahr.

Nach dieser Chronologie und je nach Beschwerden sollte sich die Behandlung und ein eventueller Hormonersatz richten. Wenn Hormone , dann sollten sie gezielt eingesetzt werden !!!

Hormonersatztherapie:

Hormonersatztherapie mit Blutungen:

Diese bewirkt durch aufeinanderfolgende Östrogen- und Gestagengabe, dass die Blutungen wieder regelmäßig auftreten und andere Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlaflosigkeit, etc. behoben werden.

Hormonersatz ohne Blutungen:

Vielleicht hatten Sie bereits längere Zeit keine Blutungen mehr und würden ab sofort lieber ganz auf Ihre Blutungen verzichten? Dann wird Ihnen Ihre Frauenärztin / Ihr Frauenarzt eventuell zu einer kontinuierlich kombinierten Therapie raten.

Applikationsformen:

Orale Verabreichung:

Die orale Hormonersatztherapie ist eine bewährte Therapie, die effektiv wirkt und leicht zu steuern ist, große Akzeptanz bei Patientinnen und Ärzten und eine Vielfältigkeit in der Auswahl der Präparate besitzt. Mittlerweile stehen sehr viele Präparate zur Verfügung, so dass die Patientin zwischen hoher oder niedriger Dosierung und verschiedenen Inhaltsstoffen wählen kann. Haben Sie vielleicht bislang ein orales Kontrazeptivum (die „Pille“) eingenommen? Dann haben Sie damit schon Erfahrungen gesammelt. Selbst wenn Sie die Pille nicht gut vertragen haben, ist das kein Grund, auf eine orale Hormontherapie in den Wechseljahren zu verzichten. Denn die dafür vorgesehenen Präparate enthalten „natürliche“ Östrogene, die viel schonender sind als Ethinylestradiol – das in den Pillen enthaltene synthetische Östrogen. Vorteil der oralen Therapie: effektiv, bewährt, sicher.

Transdermale Applikation:

Eine weitere Darreichungsform bieten Hormonpflaster, die regelmäßig auf Oberschenkel oder Hüfte aufgeklebt werden und gleichmäßige Dosen Östrogen und Gestagen abgeben. Lange Zeit gab es nur reine Östrogenpflaster, so dass Gestagene zusätzlich oral eingenommen werden mussten. Mittlerweile gibt es jedoch kombinierte Pflaster. Der Wirkstoff, der in einem Pflaster enthalten ist, reicht für drei bis vier oder sieben Tage, danach muss das alte Pflaster entfernt und ein neues Pflaster geklebt werden.

Sie können mit dem Pflaster duschen oder schwimmen gehen, ohne, dass sich der Klebstoff löst. Lediglich in der Sauna oder im Dampfbad könnte sich das Pflaster aufgrund der hohen Temperaturen lösen – Sie müssten das Pflaster dann durch ein neues ersetzen. Ihre Frauenärztin / Ihr Frauenarzt wird mit Ihnen sicherlich gerne die verschiedenen Möglichkeiten erörtern und die für Sie richtige Therapie finden.

Vaginale Verabreichung:

Wenn Sie besonders mit Scheidentrockenheit und Juckreiz zu kämpfen haben, können Sie östrogenhaltige Vaginaltabletten, Zäpfchen oder Cremes lokal in der Scheide einsetzen. Im Vergleich zu einer oralen Therapie muss bei einer lokalen Anwendung viel weniger Östrogen verabreicht werden. Zusätzlich zu Vaginaltabletten, Cremes und Zäpfchen werden auch Vaginalringe angeboten, die in die Scheide eingelegt werden und für circa 3 Monate gleichmäßig Östrogen freisetzen. Auch bei dieser Möglichkeit werden Beschwerden wie Trockenheit der Scheide, Juckreiz und Harninkontinenz gelindert. Es muss beachtet werden, dass jegliche vaginale Therapie wie Cremes, Zäpfchen oder Vaginalring nicht helfen, Osteoporose oder Herzinfarkt vorzubeugen

Alternativen zum Hormonersatz:

Homöopathie, Akupunktur,Bachblüten,Teemischungen (Frauenmantel , Schafgarbe, Johanniskraut , Melisse, Baldrian, Orangenblüte)

Pflanzlichen Produkte :

Progesteronähnliche Pflanzen:Frauenmantel, Schafgarbebei Hitzewallungen:   Olivenöl, Steinklee, Salbei, Zypresse, Weißdorn bei Schlaflosigkeit u. Depressionen:   Saathafer, Hopfen, Baldrian, Passionsblume

Phytoöstrogene:

natürlich, in der Nahrung vorkommende östrogenwirksame Substanzen Flavonoide und Isoflavone Grüner Tee Soja ( Tofu, Miso, Aburage, Sojamehl, Sojaflocken ) Früchte Gemüse ( Broccoli, Weißkohl ) Wein Lignane Früchte Leinsamen Vollkorn Gemüse Möglichkeiten der Phytoöstrogeneinnahme Vegetarische ( makrobiotische Kost ) Nahrungsergänzung 30 – 50 g Sojaprodukte täglich, z.B. Sojamehl-Flocken in Joghurt rühren, Sojaextrakte Sojadessert

Alternative Betrachtung:

Das Klimakterium: Heute beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung einer Frau 76 Jahre. Ihre letzte Regel, die Menopause, hat sie etwa mit 49-52 Jahren, manche Frauen wesentlich früher, einige aber auch noch später. Das heißt, die Frauen von heute laben im Durchschnitt noch etwa 25 Jahre in der sogenannten Postmenopause, während sie vor 100 Jahren, als die Lebenserwartung der Frau bei 38 Jahren lag, in diesem Alter -wenn sie es überhaupt erreichten- den Tod dicht vor Augen sahen. Dementsprechend ist die Menopause ein neues Phänomen.

Einige Stimmen zum Klimakterium:

Professor Ursula Lehr: Die Umstellungsphase von der biologisch fruchtbaren zur unfruchtbaren Zeit wird von vielen Frauen unter sehr negativen Gesichtspunkten erwartet. Diese führen zu einer Einbuße des Selbstwertgefühls. Die Erwartungsangst vor der krankmachenden Wirkung dieser Übergangsphase, vor den körperlichen Veränderungen, begünstigt und verstärkt genau die Beschwerden, vor denen die Frauen solche Angst haben.

Susanne Kubelka: Die gesamte westliche Welt hat eine unnatürliche Einstellung zum Älterwerden: Man fürchtet sich vor dem Alter und weiß eigentlich nicht wovor. Themen wie Vergänglichkeit und Tod, Jenseits, Religion, Erfahrung und Weisheit könnten dem Leben Sinn und Bedeutung verleihen, werden verdängt. Jugend ist Trumpf – Alter überflüssig, uninteressant und störend.

Wilson (amerikanischer Frauenarzt): Eine Frau jenseits der Wechseljahre ist eine „Kastratin“. Deshalb stellen die Wechseljahre „für jede Frau eine furchtbare Tragödie“ dar, die „Gesundheit und Lebensglück jeder Frau katastrophal beeinträchtigen.“

Professor Olbrich: Persönlichkeitsentwicklung ist ein lebenslanger Prozeß, in dem jedem Lebensabschnitt seine eigene Aufgabe zukommt. In diesem Lebensabschnitt geht es um die Bewertung von Weisheit anstelle von körperlicher Kraft, um Sozialisierung statt Sexualisierung in der menschlichen Beziehung. In letzterm ist die Möglichkeit gegeben, den Partner neu und umfassender zu sehen, den geistigen, den ästhetischen, den sparsamen, den humorvollen, den wie auch immer gearteten Menschen zu erkennen und ganz auf ihn einzugehen. Weiterhin geht es um Flexibilität statt Verarmung der emotionalen Beziehungen zu Personen und Dingen der Umgebung; wenn die Kinder aus dem Haus gehen, Freunde fortziehen oder uns verlassen, dann wird es wichtig, zu anderen Menschen Kontakt zu suchen. Schließlich ist in diesem Alter geistige Beweglichkeit statt geistiger Starrheit von großer Bedeutung. Der Mensch sollte in dieser Lebensphase Antworten auf viele Fragen gefunden haben; dies ist zwar beruhigend, aber damit ist auch die Gefahr verbunden, daß man sich damit zufriedengibt und keine weiteren Fragen mehr stellt.

Die Frau, die auf ihr Leben zurückblicken kann, auf Schönes und Schweres, die Frau, die sagen kann: „Es war gut so!“, akzeptiert ihre persönliche Entwicklung und damit auch die Belastungen und Freuden der kommenden Jahre. Diese Frauen haben offensichtlich verstanden, daß es darauf ankommt, sich die Beweglichkeit des Körpers und des Geistes zu erhalten und zugleich die Bewegbarkeit von Herz un Gemüt. Sie wollen niemals anfangen aufzuhören und niemals aufhören anzufangen.